Für Sie gelesen: „Deutschland, deine Lehrer“ – von: Christine Eichel

Wenn ein Philosoph, Manager, Politiker, Jurist oder auch einfach nur eine „beherzte“ Mutter ein Buch über Lehrer schreibt, dann kann man sich in neun von zehn Fällen auf Einiges gefasst machen. Ellenlange Abhandlungen über inkompetente Versager, die vormittags Recht und nachmittags frei haben. Christine Eichlers Buch ist eine der wenigen Ausnahmen. Sicher – die Grundschullehrerin, die neun Wochen fehlt, weil sie sich bei der Gartenarbeit verhoben hat, der Mathematiklehrer, der stolz auf seine Notendurchschnitte von 4,5 ist, die Geschichtslehrerin, die Schüler wie Strafgefangene behandelt – sie kommen auch vor. Dies ist durchaus legitim, denn jeder, der im Biotop Schule arbeitet, weiß um solche „Eigengewächse“. Doch diese spielen hier nur eine untergeordnete Nebenrolle. Eichler, von Haus tatsächlich Philosophin, versteht es gut, ein Bild von den Schwierig- und Widrigkeiten zu zeichnen, mit denen wir pädagogisches Fußvolk zu kämpfen haben.

Auf den Lehrer kommt es an. Dieser Satz ist nach Hatties Studie in aller Munde. Eichler hält ein Plädoyer für mehr Wertschätzung und mehr Vertrauen für diejenigen, die für die Zukunft unseres Landes eine ganz erhebliche Rolle spielen, nämlich uns Lehrerinnen und Lehrern. Bildung geht nicht ohne Bindung, so lautet eine ihrer zentralen Thesen.

Leider –und dies ist ein schwerwiegendes Manko ihres ansonsten sehr gelungenen Werkes- verirrt sie sich in die Phalanx von selbsternannten Bildungsexperten wie Hüther, Precht und altbekannten OECD- und Bertelsmann-Schmieranten. So schweben dann auch Zukunftsvisionen wie flächendeckende Ganztagsschulen, selbstbestimmtes Lernen usw .wie ein heiliger Luftballon über ihr letztes Kapitel. Hier hätte sie Hattie genauer studieren sollen, der solche Ansätze –wenn auch nur zwischen den Zeilen- als Schwindel demaskiert.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, dem zum Schluss allerdings die Luft ausgeht.

(Für die Redaktion: Markus Kaden)

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