„Kein Abschluss ohne Anschluss – Deutschförderung darf nicht nur Intensivklassen erfolgen, sondern muss allgemein in den schulischen Alltag integriert werden“
Der Verband der Lehrer Hessen (VDL) begrüßt die Ergebnisse der Gespräche der Hessischen Regierung und Opposition vom 16.09.2015 zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.
„Es ist gut, dass die Landesregierung deutlich gemacht hat, dass noch mehr Lehrkräfte in Deutsch-Intensivklassen eingesetzt werden sollen. Die Bestrebungen, hessische Lehrerinnen und Lehrer zeitnah für diese Arbeit in Fortbildungen entsprechend zu qualifizieren, ist die absolut richtige Reaktion auf die Flüchtlingswelle“, sagt der Landesvorsitzende des VDL, Jörg Leinberger.
Er macht allerdings auch deutlich, dass es bei den stetig steigenden Zahlen von minderjährigen und somit schulpflichtigen Flüchtlingskindern nicht ausreichen wird, sie lediglich für einen begrenzten Zeitraum in Deutsch-Intensivklassen zu unterrichten. „Diese Kinder und Jugendliche kommen aus belasteten Krisenregionen und brauchen Lehrpersonal, das individuell, mit ausreichender zeitlicher Kapazität und ohne Lehrplandruck auf sie eingehen kann“, so Leinberger weiter. Dafür bedürfe es eines kleineren Klassenteilers, ein Mehr an Lehrkräften und Flexibilität im Umgang mit den Kindern. „Für die Inklusion fehlen uns schon spezifisch ausgebildete Förderschullehrkräfte. Für Kinder, die noch zusätzlich traumatische Vorerfahrungen mitbringen, benötigen wir weiteres speziell geschultes Fachpersonal. Aber ohne Sonder-Zuweisungen und Fortbildungsangebote ist diese Herausforderung nicht zu stemmen.“
Leinbergers Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu kämpfen, dass jede Schülerin und jeder Schüler nicht nur einen Schulabschluss machen kann, sondern auch einen entsprechenden Anschluss daran (Ausbildung, weitere schulische Laufbahn mit höherem Abschluss oder Studium) ermöglicht bekommen sollte. Daher fordert Leinberger, dass die Planungen der Landesregierung nicht nur den kurzfristigen Bedarf an Deutsch-Fachkräften beinhalten. Vielmehr sei es wichtig, dass auch im Anschluss an Intensiv-Maßnahmen noch pädagogische Begleitung im Sinne von Tandem-Unterricht, Kleingruppenförderung oder Einzelfördermaßnahmen ermöglicht werden kann. „Das ist aber nur möglich, wenn im Bildungssektor nicht weiter an Manpower eingespart wird. Bildung darf kein Sparmodell sein! Bildung ist das wichtigste Gut, das wir unseren Kindern und Jugendlichen – auch den Flüchtlingen – mitgeben können, damit sie einen guten Start in ihr Berufsleben erhalten“, macht Leinberger deutlich.
Er weist außerdem darauf hin, dass es hessenweit genügend fertig ausgebildete, kompetente Lehrkräfte mit 2. Staatsexamen gibt, die durch Sparmaßnahmen der Landesregierung ohne Job sind. „Und ich bin mir sicher, dass all diese jungen Lehrerinnen und Lehrer sich gern der Aufgabe widmen würden, unsere Kinder und Jugendlichen und auch Flüchtlinge zu beschulen und auszubilden“, so Leinberger abschließend.
Kerstin Jonas, Pressesprecherin des VDL Hessen
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