„Der Weg ist das Ziel – Wechsel an die weiterführende Schule mit Weitsicht planen und Nachhilfebedarf reduzieren“
Die Ergebnisse der aktuellen Bertelsmann-Studie bezüglich des Nachhilfebedarfs der deutschen Schülerinnen und Schüler zeigen deutlich, dass dieser über die Jahre hinweg stark zugenommen hat. Durchschnittlich geben Eltern deutschlandweit 87€ pro Monat für außerunterrichtliche Förderung aus, sobald ihr Kind an die weiterführende Schule wechselt. Der Landesvorsitzende des Verbands der Lehrer Hessen Jörg Leinberger sieht diese Entwicklung darin begründet, dass viele Kinder und Jugendliche eine nicht passgenaue Schullaufbahn eingeschlagen haben.
„Viele Eltern meinen, dass das Gymnasium der einzige Schulort ist, an dem ihr Kind optimal gefördert und gefordert wird“, meint Leinberger. „Ich höre immer wieder, dass dort das soziale Umfeld besser wäre und es nach der Rückkehr zu G9 doch gar nicht so schwierig sei, das Abitur zu erreichen.“ Eben diese Argumentationsansätze lassen aber außer Acht, was das einzelne Kind individuell zu leisten vermag. „Ich habe es einige Male erlebt, dass Überprüfungsverfahren hinsichtlich eines sonderpädagogischen Förderbedarfs im Bereich Lernen eben diesen bestätigt haben, die Eltern aber unbedingt eine Beschulung an der Realschule wollten“, erzählt die stellvertretende Landesvorsitzende des VDL Hessen und Förderschullehrerin Kerstin Jonas. „Natürlich ist das im Zeitalter der Inklusion möglich, aber die Frage ist doch, ob das für die persönliche Entwicklung des Kindes so positiv ist, wenn es ständig miterleben muss, dass alle anderen Schülerinnen und Schüler viel leichter durch den Lernstoff kommen, als es selbst.“ Eine ganz logische Folgerung vieler Eltern sei es, dass ihre Kinder Nachhilfe erhalten, um etwaige Lernrückstände auszugleichen. Dabei bleibe oft unbedacht, dass sich neue Lücken in gegebenenfalls anderen Fächern auftun, die irgendwann nicht mehr aufzuholen sind. „So findet auch automatisch eine Verschulung der Freizeit der Kinder statt, in der sie eigentlich Kind sein dürfen und sich ihren Neigungen nach entwickeln sollten“, so Jonas.
„Wir haben in Hessen ein durchlässiges Schulsystem, indem es möglich ist, alle Schulabschlüsse zu erlangen. Manche Kinder und Jugendliche brauchen einfach mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Die sollte man ihnen auch geben“, resümiert Leinberger. Jedes Kind sollte nach seinen individuellen Leistungsmöglichkeiten gefördert und gefordert werden. Hierfür ist die Entscheidung für den passenden Bildungsgang notwendig. „Keine Schulform in Hessen ist eine Sackgasse. Manchmal ist der Weg das Ziel und kleine Umwege sinnvoll für die individuelle Entwicklung“, meint der Landesvorsitzende des VDL Hessen abschließend.
Kerstin Jonas, Pressesprecherin des VDL Hessen
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160224 PE VDL Hessen zur Bertelsmann-Studie Nachhilfe Schullaufbahnwahl