Das am 24.04.2024 veröffentliche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung enthüllt die vielfältigen Herausforderungen, denen sich Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland gegenübersehen.
Fast die Hälfte der befragten Lehrkräfte berichtet von psychischer oder physischer Gewalt unter Schülerinnen und Schülern an ihrer Schule. Besonders betroffen sind Schulen in sozial benachteiligten Gebieten, was auch die Belastung der Lehrkräfte erhöht: 36 Prozent fühlen sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft, und 27 Prozent erwägen, ihren Beruf aufzugeben.
Die aktuellen Umfragen des Deutschen Schulbarometers zeigen ebenfalls, dass Lehrkräfte das
Verhalten der Schülerinnen und Schüler sowie den Umgang mit heterogenen Klassen als größte
Herausforderungen empfinden. Weniger als die Hälfte der Lehrkräfte betrachtet inklusives Lernen als
Gewinn und nehmen gleichzeitig wahr, dass Kinder in inklusiven Klassen nicht die spezielle
Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Der massive Personalmangel an Schulen ist ein weiteres dringendes Problem. 41 Prozent der
Befragten sehen hier Handlungsbedarf. Hinzu kommen Erschwernisse wie marode Schulgebäude,
welche das berufliche Wohlbefinden enorm einschränken.
Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung kommentiert die Umfrageergebnisse als Spiegelbild eines
,,kranken Systems“, das seit langem unter Personalmangel leidet und zunehmend mit neuen
Belastungen konfrontiert wird. Die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)
bezeichnet die Ergebnisse als alarmierend und betont die Notwendigkeit, in die Bildung zu
investieren, um Lehrkräfte zu entlasten und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Auch wenn die Mehrheit der Lehrkräfte grundsätzlich zufrieden mit ihrem Beruf ist und davon
ausgeht, dass sich die Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule wohlfühlen, dürfen die
herausfordernden Realitäten nicht ignoriert werden.
Der vdl sieht in den Ergebnissen einmal mehr die Bestätigung seiner seit langer Zeit geforderten
Maßnahmen im Bildungswesen. Vorrangig ist die Aufstockung des Personals von Nöten, damit
Lehrkräfte entlastet und ihre Arbeitsbedingungen verbessert werden. Studien haben gezeigt, dass
gerade lernschwache Schülerinnen und Schüler von kleineren und damit homogeneren Lerngruppen
profitieren, weil sie gezielter unterstützt werden können. Die Kolleginnen und Kollegen haben dies in
der Umfrage bestätigt. Deshalb wird sich der vdl auch weiter für ein differenziertes Schulsystem
einsetzen, um alle Kinder bestmöglich zu fördern.
Julia Frauenstein