Digitale Medien sind Bestandteil der schulischen Bildung von heute und morgen
Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) und der Sekundarschullehrerverband des Landes Sachsen-Anhalt (SLV S-A) veranstalteten Mitteldeutsche Bildungskonferenz in Halle/Saale
Wie kann Schule optimal gelingen? Wie machen wir die Schüler fit für ihr späteres Leben und ihre berufliche Zukunft? Was brauchen Lehrkräfte, um ihren Schülern bestmögliche Bedingungen für schulischen Erfolg zur Verfügung stellen zu können? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die Teilnehmer der Mitteldeutschen Bildungskonferenz „Schule von Luther bis zur Industrie 4.0“ am 12. Mai in Halle/Saale.
Die Vorsitzenden Jürgen Böhm (VDR) und Claudia Diepenbrock (SLV) eröffnen die Veranstaltung gemeinsam mit Bildungsminister Marco Tullner und Sozialdezernentin Katharina Brederlow. Böhm verweist dabei auf umfassende, bis heute wirksame Bildungstraditionen, die in der Mitte Deutschlands begründet wurden, und auf die große Bedeutung umfassender Bildung, die bereits Luther zu seiner Zeit erkannt hatte: „Die Forderung nach Investitionen in Bildung als Grundlage für Entwicklung, Fortschritt und Wohlstand lassen sich direkt auf Martin Luther zurückführen. Bildung, Freiheit, Wohlstand – das sind Forderungen, die von der Reformation über die Aufklärung und die demokratischen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts in die Gegenwart getragen wurden“, so der Bundesvorsitzende.
An eben diesen Forderungen müsse heutzutage im Sinne eines zukunftsfähigen Bildungswesens, das eine bestmögliche individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen gewährleisten soll, mehr denn je angeknüpft werden: „Es ist das höchste Ziel des VDR und seiner Landesverbände, sich für die Schaffung eigenständiger Schularten, mindestens jedoch für eigenständige Bildungsgänge mit abschlussbezogenen Klassen einzusetzen. Die jungen Menschen haben das Recht darauf, dass ihnen vielfältige Wege eröffnet werden und die differenzierten Schulabschlüsse mit einer entsprechenden Bildungsqualität hinterlegt sind. Gerade der Realschulabschluss eröffnet den Weg in eine qualitativ anspruchsvolle Berufsausbildung – beispielsweise mit der Karriereperspektive als händeringend gesuchte Fachkraft von morgen – bis hin zur Hochschulbildung“, betont der VDR-Bundesvorsitzende.
In einer Podiumsdiskussion setzen sich Jürgen Böhm, Prof. Dr. Thomas Bremer vom Zentrum für Lehrerbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, IHK-Magdeburg-Präsident Klaus Olbricht, Landtagsabgeordnete Eva Feußner und Thomas Glaube, Vorsitzender des Philologenverbands S-A, mit der Frage auseinander, welche digitalen Herausforderungen auf die Schulen im 21. Jahrhundert zukommen. „Unsere Kinder leben in einer digitalisierten Welt – ihr künftiges Leben wird ihnen verstärkt Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit modernen Medien, digitalisierten Prozessen und entsprechenden Kommunikationsmitteln abverlangen. Schule muss sich diesen Herausforderungen stellen und den Heranwachsenden beste pädagogische Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen“, erläutert Böhm. Im Fokus müsse dabei immer stehen, Kindern individuelle, differenzierte Wege zu eröffnen – sowohl bei der schulischen Bildung als auch im pädagogisch sinnvollen Umgang mit den digitalen Medien. Chancen, Möglichkeiten und Perspektiven gelte es wahrzunehmen, ebenso gehöre der Hinweis auf Gefahren im Umgang mit den digitalen Medien zum (schulischen) Alltag, ergänzt Claudia Diepenbrock. „Dabei kommt es darauf an, die analogen Kulturtechniken niemals zu vernachlässigen, den einzelnen Menschen nicht aus dem Auge zu verlieren und die humanistischen, demokratischen und kulturellen Errungenschaften zu bewahren und sie in das digitale Zeitalter zu überführen. Es geht um die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaft“, führt der VDR-Bundesvorsitzende aus.
Böhm betont als eine Kernaussage der Veranstaltung: „Die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaft hängt in großem Maße davon ab, wie es uns gelingt, die unendlichen technischen Möglichkeiten und digitalen Angebote, die individuelle Entwicklung der jungen Menschen und unsere demokratischen Grundwerte miteinander zu verknüpfen. Dabei spielen zukunftsorientierte Bildungskonzepte bzw. organisatorisch und personell gut aufgestellte Schulen die entscheidende Rolle.“
„Appell für zukunftsfähige Bildung“ des VDR vom 12.05.2017
Der VDR und seine Landesverbände setzen sich für ein leistungsorientiertes, differenziertes und begabungsorientiertes Bildungswesen ein. Um in einer zunehmend digitalisierten Welt den demokratischen Bildungsauftrag umsetzen zu können, formulieren sie realistische Forderungen zur Ermöglichung zukunftsfähiger Bildung in einer modernen Gesellschaft:
- Bildung für die Zukunft in einer globalisierten Welt heißt, sich den digitalen Herausforderungen stellen: Schulen können sich dem Digitalisierungsprozess nicht entziehen – es geht nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“.
- Zur Bewältigung dieser aktuellen Herausforderungen benötigen die Schulen zeitgemäße Rahmenbedingungen: eine moderne, in die Zukunft gerichtete (IT)-Ausstattung sowie moderne Netzwerkstrukturen und entsprechende bauliche Voraussetzungen entsprechende pädagogische Rahmenbedingungen.
- Ohne gut ausgebildete, professionelle Lehrkräfte geht es nicht: Lehrkräfte sind auch im Zeitalter der Digitalisierung keine bloßen Lernbegleiter, sondern prägen mit ihrer Person und ihrem pädagogischen Können den jeweiligen Unterricht. Dabei kommt es entscheidend darauf an, die bewährten analogen und die neuen digitalen Kulturtechniken zusammenzuführen.
- Umfassende Medienbildung schützt die Demokratie: Die Lehrkräfte brauchen für eine umfassende Medienbildung und -erziehung entsprechenden pädagogischen Freiraum, technische sowie methodisch-didaktische Unterstützung und Zeit, diese verantwortungsvolle Aufgabe im Unterricht und bei der Vermittlung demokratischer Wertvorstellungen umzusetzen. Demokratieerziehung, Medienbildung und Digitalisierung sind untrennbar miteinander verwoben.
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