Experimente in der Schulpolitik – Warum die Eltern offenbar übersättigt von Schulstrukturreformen sind
Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR), kommentiert die jüngsten Wahlergebnisse in drei Bundesländern so: „Ganz offensichtlich, und das zeigen auch die Wahlanalysen, hat die Bevölkerung das von purer Ideologie bestimmte Experimentieren in der Schulpolitik satt. Seit Jahren krempeln Parteien wider jede Vernunft das Schulwesen um, zerschlagen bewährte Schulstrukturen, eifern pädagogischen Wunschträumen nach und senken damit ganz entscheidend das Bildungsniveau. Damit nicht genug: Alle Reformen sollten mit völlig unzureichender personaler und sächlicher Ausstattung umgesetzt werden. Das Scheitern ist damit vorprogrammiert.“ Böhm weiter: „Die Eltern, aber zunehmend auch die Vertreter der Wirtschaft erkennen immer deutlicher, dass diese Politik das Gegenteil einer optimalen Förderung bewirkt. Der Abstand zwischen den Bundesländern in der schulischen Förderung nimmt weiter zu und beträgt in manchen Kompetenzbereichen bereits bis zu drei Schuljahre. Das wollen und das dürfen wir im Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Kinder nicht hinnehmen.“
Der Bundesvorsitzende plädiert in diesem Zusammenhang einmal mehr dafür, das differenzierte Schulwesen zu stärken, besonders die Schulen des mittleren Bereichs, die Realschulen und die Schulen im Sekundarbereich I. Diese Schulen wurden in den zurückliegenden Jahren im Zuge des Akademisierungswahns völlig vernachlässigt und nicht selten sogar aus ideologischen Gründen abgeschafft. Das rächt sich jetzt, weil Schüler, die den Hauptschul- bzw. Realschulabschluss anstreben, auch das Recht auf bestmögliche Förderung haben – „gerade das ist ein Element der so oft beschworenen Bildungsgerechtigkeit“, betont Böhm.
Böhm zu Aussagen am Wahlabend: „Wenn eine Bildungsministerin jetzt davon spricht, ‚wohl die Lehrkräfte zu wenig unterstützt zu haben’, dann hat sie damit einen zentralen Punkt des Scheiterns ihrer Schulpolitik erkannt. Seit Jahren werden über die Länder hinweg Reformen in der Bildungspolitik durchgeführt, ohne diese mit ausreichenden Ressourcen zu hinterlegen. Das Ergebnis sind alleine gelassenen Schüler, denen eine bestmögliche Förderung vorenthalten wird (Beispiel Inklusion), und völlig überlastete Lehrkräfte, denen es zunehmend unmöglich gemacht wird, qualitätsvollen Unterricht zu erteilen.“ Böhm weiter: „Wir stellen anhand der Wahlergebnisse fest, dass die große Mehrheit der Bevölkerung im Bildungsland Deutschland nicht damit einverstanden ist, die Bildungseinrichtung Schule zu einer bloßen Betreuungs- bzw. Aufbewahrungseinrichtung, geprägt von Einheitsbeschulung durch Lernbegleiter, abzustufen.“
Für die VDR-Pressestelle: Judith Kadach