Pressemitteilung vom 06.12.2023
Advent, Advent, die Schule brennt – Pisa schockt erneut
Wenig überraschend, aber trotzdem schockierend: Die Leistungen der 15jährigen Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind sowohl in Mathematik, als auch in der Lesekompetenz und in den Naturwissenschaften im Jahr 2022 so schlecht wie nie gewesen seit Beginn der Pisa-Studie im Jahr 2000.
„Es ist beachtlich, dass ein Drittel der Jugendlichen in Mathematik Leistungen erbringt, die sehr deutlich unter dem Durchschnitt liegen und als mangelhaft gelten. Die Explosion des förderbedürftigen Anteils unserer Schülerinnen und Schüler ist erschreckend“, stellt Jörg Leinberger, Landesvorsitzender des VDL Hessen, fest.
Auch die Leistungen im Bereich „Lesen“ lassen Besorgnis aufkommen, da das immer schlechter werdende Vermögen, relevante Informationen aus Texten zu entnehmen, eine Auswirkung auf alle Bereiche des schulischen Lernens habe. Dies zeige sich unmittelbar im Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer. „Wer Sachtexte und Informationsgrafiken zu naturwissenschaftlichen Phänomenen nicht erlesen und verarbeiten kann, der kann weder Wissen erlangen, noch dieses auch eigenständig anwenden“, merkt Leinberger an.
Der VDL Hessen ist der Überzeugung, dass verstärkt in der frühkindlichen Bildung auf die Sprachentwicklung, aber auch auf die Konzentrationsfähigkeit der Kinder geachtet werden muss. Dass dieser Sektor im Aufgabenbereich der Kindergärten liege, die ohnehin schon durch den steigenden Fachkräftemangel stark belastet seien, müsse ein deutliches Signal an die Bundes- und Landesregierung(en) senden. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Kindergärten und -tagesstätten brauchen eine Aufwertung ihres Berufs und vor allem mehr Zeit und Personal, um Kinder – unabhängig vom Elternhaus – adäquat fördern zu können“, fordert der Landesvorsitzende. „In unseren Grundschulen können die Lehrkräfte den Aufholbedürfnissen der Kinder nicht nachkommen, wenn das Leistungsgefälle schon so groß ist, dass ein gemeinsames Arbeiten schier unmöglich ist. Diese Entwicklungsschere zieht sich dann durch bis ins Jugendalter und – machen wir uns nichts vor – wird dabei noch größer.“
Die Lebenswirklichkeit von Familien mit Kleinkindern hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert; und verbunden mit beobachtbaren gesellschaftlichen Entwicklungen wird zunehmend klar, dass die Familien die Anforderungen an eine gelingende Erziehung häufig nicht (mehr) allein stemmen können. „Hier ist aus unserer Sicht notwendig, dass der Staat schon im frühkindlichen Alter mit massiven Angeboten interveniert, damit die Kinder in ihrer Schullaufbahn und daraus folgend mit ihrem Einstieg ins Berufsleben nicht abgehängt werden – das ist in unser aller Interesse!“, so Leinberger.
Egelsbach, den 06.12.2023 J. Leinberger