Digitalisierung: verschlafen – überreguliert – verantwortungslos

Digitalisierung: verschlafen – überreguliert – verantwortungslos

Lehrkräfte dienen nicht als Prellbock für verpasste Digitalisierung und Sparpolitik der letzten Jahre

Nr. 19/2020  Juni 2020

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„Der Skandal um die Äußerungen des Thüringer Datenschutzbeauftragten macht das Dilemma der Digitalisierung an den Schulen in Deutschland während der Corona-Pandemie deutlich. Die Krise dient als Indikator des Standes der Digitalisierung im Bildungswesen und sie zeigt, dass die Lehrkräfte, nicht nur in Thüringen, als billige Sündenböcke für staatliche Versäumnisse herhalten müssen“, so der Bundesvorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR) angesichts der Diskussionen über Datenschutzregeln im Bildungsbereich.

Böhm, der bereits 2014 für seinen Einsatz für die Digitalisierung im Bildungsbereich von der Gesellschaft für Informatik (GI) und dem BMBF zum „Digitalen Kopf Deutschlands“ gekürt wurde, verurteilt das  Vorgehen scharf: „Wer Lehrkräfte, die sich angesichts einer einmaligen Ausnahmesituation und mangels nicht vorhandener Möglichkeiten kreativer Lösungen bedienten, nun rechtlich belangen und mit Strafgeldern belegen möchte, der hat weder einen Blick auf die derzeitige Realität noch Verantwortung für unsere Kinder und unsere Gesellschaft“.

Statt das Engagement der Kolleginnen und Kollegen zu honorieren und mutige Schulen zu unterstützen, verschanze sich die Landesregierung Thüringens im aktuellen Beispiel hinter dem Datenschutz und verliere sich in „warmen Worten“. Erst die Corona-Pandemie habe das längst bestehende nationale Problem der digitalen Kommunikation, das Fehlen leistungsfähiger, rechtssicherer Plattformen und das Nichtvorhandensein nutzbarer digitaler Endgeräte für Schüler und Lehrkräfte mehr als verdeutlicht.

„Der Stachel des Handlungsdrucks steckt nun tief im Fleisch aller Bildungsverantwortlichen. Was wir auf keinen Fall brauchen sind bürokratische, langwierige, überregulierte und selbstgestrickte digitale Lösungen für die Schulen“, so Böhm.

Mit Blick auf das kommende Schuljahr betont Böhm, dass gerade den Lehrkräften mit ihren personellen Kompetenzen und ihrer hohen Fachlichkeit eine entscheidende Rolle zukomme. Nur durch ein intensives Zusammenwirken von Schülern und Lehrkräften, der sinnvollen Verbindung von analogen und digitalen Lern- und Lehrtechniken könnten die entstandenen Wissenslücken schnell geschlossen werden. „Die Innovationskraft der Digitalisierung und der Anschub, den diese jetzt erfahren hat, dürfen nicht gebremst werden.“

„Demotivation, überzogene Forderungen an die Lehrkräfte und das einfache ‚Zurück‘ in den Zustand vor der Krise nutzen weder den Kindern und Jugendlichen noch der Bildung in unserem Land. Wir brauchen jetzt motivierte Menschen, die sich engagiert der modernen Bildungsarbeit widmen und nicht von bürokratischen Monstern abgeschreckt werden“, appelliert Böhm abschließend.

 

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